Das Nexus 5 enttäuscht nicht (2024)

Ist das Nexus 5 das beste Android-Smartphone aller Zeiten oder doch vielleicht nur ein preisgünstiges Mittelklasse-Gerät? Im Test stellt sich heraus, dass es irgendwo dazwischen liegt. Das bedeutet: Es ist ziemlich gut.

Bevor Google ein neues Nexus-Smartphone vorstellt, sind die Erwartungen jedes Mal riesig und Gerüchte dichten den Geräten die unwahrscheinlichsten Eigenschaften an. Auch beim Nexus 5 war dies so, vor allem, nachdem Google beim Vorgängermodell gezeigt hat, dass es möglich ist, Top-Hardware mit exzellentem Design zu einem sehr günstigen Preis anzubieten. Dabei wurde allerdings vergessen, dass sich auch der schicke Android-Purist ein paar Schwächen leistet. Vor allem der schmalbrüstige Akku und die höchstens durchschnittliche Kamera bieten Anlass zur Kritik.

Nach einem rund einwöchigen Test kann man sagen, dass auch beim Nexus 5 nicht alles erstklassig ist, ein paar Abstriche müssen Käufer gegenüber den weit teureren Geräten schon machen. Google und Hersteller LG bieten aber derzeit vermutlich das beste Preis-Leistung-Verhältnis auf dem Smartphone-Markt.

Mattes Plastik kann richtig gut aussehen

Die Glas-Rückseite des Nexus 4 ist vielleicht hübsch, aber so empfindlich, dass sie meistens hinter irgendwelchen Schutzhüllen versteckt wird. Das neue Gerät ist komplett in robustes Polycarbonat gehüllt. Beim weißen Modell sind die Seiten glänzend, die Rückseite angenehm weich mattiert. Das schwarze Nexus 5 trägt bis zum Bildschirmrand samtiges Plastik. Das klingt vielleicht billiger als Glas, wirkt aber keinesfalls so. Im Gegenteil: Das 130 Gramm leichte Smartphone macht einen sehr hochwertigen Eindruck und sieht eigentlich noch besser aus als der Vorgänger.

Vor allem der "Stealth-Look" des schwarzen Geräts ist sehr schick. Die seitlichen Tasten sind weder aus Plastik noch aus Metall. Sie setzen in Keramik schmale Glanzpunkte und überzeugen durch makellosen Sitz und perfekte Druckpunkte. Unauffällig passt sich auch der Einschub für die Mikro-SIM unterhalb des Einschalters in den Rahmen ein.

Ohne Creme keine Abdrücke

Auch die leicht bauchige Rückseite des Geräts mit großer Nexus-Prägung ist gelungen, wenn man die außergewöhnliche, leicht hervorstehende Kamera als Accessoire akzeptiert. Ob die große gläserne Objekt iv-Abdeckung auf Dauer ohne Kratzer bleibt, muss sich noch herausstellen. Sie scheint aber ebenso robust und fettabweisend wie das wunderbar glatte von Gorilla Glass 3 geschützte Display zu sein. Apropos fettabweisend: Es gibt Berichte, in denen die Rückseite des schwarzen Nexus 5 Fingerabdrücke geradezu anziehen soll. Beim Testgerät ist allerdings eher das Gegenteil der Fall, man sollte sich nur nicht gerade die Hände eingecremt haben.

Die Frontscheibe sitzt perfekt und ohne Spalten im Rahmen, der leicht erhaben ist, um den Touchscreen zu schützen. In der Umrandung setzen sich aber ab und zu hartnäckig Staubkörner ab, was gerade beim schwarzen Modell optisch ein kleines Problem darstellt. An den Längsseiten ist der Rahmen um das Display sehr dünn, oben ist ein kleiner, runder Telefon-Lautsprecher ein unauffälliges, aber außergewöhnliches Detail. Unter dem Display ist mittig die Benachrichtigungs-LED, die nur zu sehen ist, wenn sie entspannt blinkt.

Nexus 5: Die wichtigsten Spezifikationen

  • Prozessor: Qualcom Snapdragon 800, vier Kerne, 2,3 Gigahertz
  • Arbeitsspeicher (RAM): 2 Gigabyte
  • Interner Speicher: 16 oder 32 Gigabyte
  • Display: 4,95 Zoll, 1.920 x 1.080 Pixel (445 ppi)
  • Kameras: hinten 8 Megapixel, vorne 1,3 Megapixel
  • Akku: 2300 Milliamperestunden
  • Sensoren: Gyroskop, Beschleunigung, GPS, Barometer, Näherung/Umgebungslicht, Hall
  • LTE, NFC, Bluetooth 4.0
  • Betriebssystem: Android 4.4
  • Maße: 69,17 x 137,84 x 8,59 Millimeter
  • Gewicht: 130 Gramm

Oben befinden sich eine vielleicht etwas zu schlichte Kopfhörerbuchse und das zweite Mikrofon zur Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen. Auf der Unterseite hat das Nexus 5 nur anscheinend S tereo-Lautsprecher. Denn nur hinter den Bohrungen links neben dem Mikro-USB-Anschluss verbirgt sich ein Speaker, auf der anderen Seite ist das Mikrofon. Der Klang des Lautsprechers ist okay, aber sehr blechern, fast ohne Tiefen. Gelegentlich "spinnt" die Wiedergabe, ist viel zu leise oder quäkt sich nur mühsam durch den Lautsprecher-Grill. Laut Google handelt es sich dabei um einen Software-Bug, der bald behoben werden soll.

Tolles Display, aber zu hell eingestellt

Design, Haptik und Verarbeitung des Nexus 5 können überzeugen, wie sieht es mit der Hardware aus? Das 4,95 Zoll große IPS-Display ist über jeden Zweifel erhaben. Es bietet mit Full-HD-Auflösung eine Pixeldichte von 445 ppi, tolle Blickwinkel und stellt Farben in einem warmen Ton, aber sehr natürlich dar. Andere – vor allem AMOLED-Bildschirme - zeigen zwar knackigere Kontraste und Farben, aber besser ist deren Darstellung deswegen nicht unbedingt. Geschmackssache. Auch an der Helligkeit des Displays gibt es eigentlich nichts auszusetzen, das Nexus 5 ist auch in der Sonne noch gut ablesbar. Die automatische Helligkeitsregelung müsste allerdings nachjustiert werden, da der Bildschirm auch im Dämmerlicht hell erstrahlt und Anpassungen entweder sehr langsam vorgenommen werden oder gar nicht passieren.

Ein immer etwas zu helles Full-HD-Display zehrt natürlich den Akku auf, was bei der relativ geringen Kapazität der Nexus-5-Batterie problematisch ist. Tatsächlich war in den ersten Tagen die Laufleistung des Geräts etwas enttäuschend, auch wenn man von 2300 Milliamperestunden in den ersten Tagen eines Akku-Lebens nicht zu viel erwarten darf. Spätestens nach 14,5 Stunden moderater Nutzung bei drei Stunden Display-Laufzeit verabschiedete sich das Nexus 5. Andere Tester berichteten auch von weit schwächeren Akku-Leistungen. Bei Spielen wie Riptide 2 konnte man die Rundenzahlen fast am Akku-Stand ablesen, so schnell baute die Kapazität ab.

Akku-Leistung steigert sich

Nach rund fünf Tagen steigerte sich die Laufzeit des Nexus 5 aber merklich und ist jetzt in einem Bereich, wo man absolut zufrieden sein kann: rund 16 Stunden bei 4 Stunden Display-Betrieb. Woran das liegt, kann man nur raten. Einerseits braucht ein Smartphone-Akku gewöhnlich mehrere Ladezyklen, bis er seine volle Kapazität erreicht hat. Zum anderen ist es theoretisch möglich, dass Google unauffällig ein Update verteilt hat, das das Management oder die von vielen verdächtigten Google-Dienste auf Vordermann gebracht hat. Wir wissen es nicht, aber was soll's, Hauptsache der Akku hält jetzt bis zum Schlafengehen durch.

Über die Leistungsfähigkeit des Snapdragon 800 muss man nicht viele Worte verlieren. Zusammen mit zwei Gigabyte Arbeitsspeicher und integrierter GPU Adreno 330 bringt den Prozessor nichts ins Schwitzen. Benchmarks sind in der Realität zwar nahezu bedeutungslos und mit größter Vorsicht zu genießen. Interessant ist aber trotzdem, dass sich das Test-Nexus-5 in AnTuTu vor dem G alaxy S4 platziert hat und im härtesten 3DMark-Test am iPhone 5S vorbei an die Spitze stürmte. Bei beiden Tests wurden keine Prozesse deaktiviert, nichts optimiert.

Wankelmütige Kamera

Deutliche Unterschiede und erneut seltsame Schwankungen gibt es aber bei der 8-Megapixel-Kamera des neuen Google-Smartphones. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass die Linse mit optischem Bildstabilisator und Sony-Sensor die schwachen Aufnahmen seiner Nexus-Vorgänger vergessen lässt. Aber davon ist die Kamera manchmal weit entfernt, fokussiert quälend langsam, löst erst nach einer langen Bedenkzeit aus und produziert lahme Fotos ohne Biss.

In anderen Situationen gelingen mit dem Nexus 5 aber ganz hervorragende Fotos, sogar ohne HDR+-Modus. Beispielsweise gelangen im Test tolle Nachtaufnahmen. Bei Videos hat der Autofokus zwar meistens einwandfreie Arbeit geleistet, dafür lag der Weißabgleich oft weit daneben. Offenbar handelt es sich hier um ein Software-Problem, das eine Aktualisierung der Firmware schon bald beseitigen sollte. Vielleicht stabilisiert dann der optische Bildstabilisator auch tatsächlich.

Exklusiver Launcher

Aktuell erhalten auch ältere Nexus-Geräte ein Update auf Android 4.4, aber das Nexus 5 war nicht nur das erste Gerät mit "KitKat", Google gönnt ihm auch einen vorerst exklusiven Launcher. Das neue, schlichtere und etwas blassere Design der Benutzeroberfläche steht dem Nexus 5 sehr gut und anhand der Albumcover, die man beim Abspielen von Musik im Lockscreen sieht, kann man sich vorstellen, wie schick bildschirmfüllende Apps, die KitKat ermöglicht, einmal aussehen werden.

Der exklusive Nexus-5-Launcher reserviert den linken Homescreen für Google Now, was einerseits praktisch ist, wenn man schnell darauf zugreifen möchte, aber auch nerven kann, wenn man dort eigentlich immer ein Widget platziert. Tippt man lange auf eine freie Stelle des Homescreens und deaktiviert Google Now, kann man danach auch nur weitere Homescreens rechts des Startbildschirms einfügen.

"OK Google" kann man sich schenken

Theoretisch ist es auf dem Nexus 5 möglich, eine Suche bei aktiviertem Bildschirm mit "OK Google" starten. Doch dafür müsste man die Sprache auf Englisch umstellen und da ein Tipper auf das Mikrofon-Zeichen der Google-Suche kein großer Umweg ist, scheint diese Funktion doch recht überflüssig zu sein. Toll ist dagegen die Möglichkeit, in der nicht nur unter Android 4.4 neuen Fotos-App, automatisch musikuntermalte Clips aus Fotos und Videos schneiden zu lassen. Vermutlich wird die derzeit noch parallel existierende Galerie bald in Fotos integriert.

Schließlich hat Google auch die Telefon-App aufgebohrt. Sie bietet jetzt mehr Such-Optionen und versucht, auch unbekannte Anrufer anhand von Googles Datenbänken zu identifizieren. Das kann beispielsweise ein Pizzadienst sein, der sich zurückmeldet. Der Klang beim Telefonieren ist einwandfrei, vielleicht etwas blechern, aber klar und ohne viel Nebengeräusche. Anrufer könnten allerdings etwas lauter sein, bei Straßenlärm muss man gut darauf achten, dass das Ohr direkt am kleinen Lautsprecher ist. Empfangsprobleme gab es im Test zu keinem Zeitpunkt.

Billiger wird's nicht

Derzeit ist das Nexus 5 sicher das beste Smartphone, das man ab 350 Euro bekommen kann. Google und LG müssen aber noch die Kamera-Probleme in den Griff zu bekommen. Wer zuschlagen möchte, sollte vielleicht schnell bestellen. Denn im Gegensatz zu anderen Android-Geräten wird sich der Preis des Nexus 5 in den kommenden zwölf Monaten nicht mehr ändern, bis das nächste Nexus in den Play Store kommt.

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Author: Jonah Leffler

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